Die Weihe

Saß im Garten, im Beginne
Schlachtenlieder aufzuschreiben,
Herrschte Eros: laß es bleiben!
Singe mir ein Lied der Minne!

Sprach ich: Welcher Art Kamöne
Machte dich und dein Gelichter
Zum Verkappten Verserichter,
Zum Gebieter neuer Töne? -

Ist denn so verwirrt der Äther?
Freut Athenen Liebesgirren,
Aphroditen Schwerterklirren,
Und die wilde Jagd Demeter?

Ist nicht alles schon dein eigen,
Was ein Herz trägt in dem Busen,
Wagst du dich nch an die Musen? -
Singen will ich Schlachtenreigen!

Schlachtenreigen will ich singen,
Fehlt  mir doch zum Minneliede
Just der Stoff, der leichte, prüde -
Und - ein Weib vor allen Dingen.

Faßte Eros nach dem Köcher,
Legte auf des Bogens Kante
Seinen besten Pfeil und spannte,
Schoß und lachte, der Verbrecher:

So, da hast du, was die fehlte. -
Seit der Zeit fühl ich im Herzen,
Sonst so friedlich, Liebsschmerzen,
Stockt der Vers, der kampfbeseelte.

Singen will ich Liebeslieder!
Nimm, o blonde Aphrodite,
Diesen Kranz der Myrtenblüte
Und mach' ihn erblühen wieder! -



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