2.4. Ovid in der literarischen Öffentlichkeit seiner Zeit (41-64)

41 fovere: `wärmen' > `heiß verehren'.
42 vates: in augusteischer Zeit gebräuchliche Bezeichnung für poeta, worin sich der Anspruch der Dichter ausdrückt, Künder einer göttlichen Offenbarung zu sein (Grundbedeutung: `Seher').
43 volucris: Vogel.
44 Macer: Aemilius Macer verfaßte Lehrgedichte über Ornithologie, Schlangen und Naturheilkunde. Die Bezeichnung grandior aevo unterscheidet ihn vom gleichfalls mit Ovid bekannten Pompeius Macer.
45 Propertius: einer der vier römischen Elegiker, verfaßte vier Bücher Liebeselegien, in denen er besonders seine Cynthia preist. ignes: `Feuer' > `Liebesleidenschaft'.
46 sodalicium: Gemeinschaft; Properz gehörte wie Ovid zum Dichterkreis um den einflußreichen M. Messalla Corvinus.
47 Ponticus: epischer Dichter, mit Ovid und Properz befreundet (nur aus deren Werken bekannt). heroo (erg. versu), heroischer Vers: `Hexameter', der seit Homer für das Epos verwendet wurde, das von Heldentaten und der Götterwelt kündet. Bassus: mit Ovid, Properz und Horaz befreundeter Dichter (nur aus deren Werken bekannt). iambis: In Jamben wurden vor allem Scheltgedichte (Invektiven) verfaßt.
48 convictus: ähnlich wie sodalicium (V. 46).
49 numerosus: (vgl. V. 25) `reich an numeri'. Horatius: Horaz (65 - 8 v. Chr.), einer der berühmtesten römischen Dichter, der in seinen Dichtungen zahlreiche - auch recht ausgefallene - Versmaße verwendete. Da Horaz ungern vor einem großen Publikum Rezitationen abhielt, hat ihn Ovid wohl in privatem Kreis gehört.
50 ferire: schlagen (mit dem Plektron) > carmina ferire: `zur Laute singen'. Ausonius: altertümlich für `italisch'. lyra: Horaz verfaßt - im engeren Sinn - lyrische, also mit Lyrabegleitung vorgetragene Dichtung, die man in der Antike auf die griechischen Dichter Alkaios und Pindar sowie auf die Dichterin Sappho zurückführte. Die Frage, ob die Lyrik des Horaz wirklich gesungen wurde oder sie nur deren sprachliche Tradition fortführte, ist umstritten.
51 P. Vergilius Maro (70 - 19 v. Chr.): berühmtester römischer Dichter, verfaßte Bucolica (Hirtengedichte), Georgica (Lehrgedicht vom Landbau) und v.a. die Aeneis (Epos von der Flucht des Aeneas aus dem zerstörten Troia bis nach Italien, wo durch seine Nachkommen einst Rom gegründet wird) (Abb. 9). Albius Tibullus (gest. 19 v. Chr.): aus dem Messalla-Kreis, einer der vier römischen Liebeselegiker.
53 C. Cornelius Gallus (gest. 26 v.Chr.): Begründer der römischen Liebeselegie, nur in wenigen Fragmenten erhalten. Propertius: Vgl. zu V. 45. hic ... illi: beides auf Tibull bezogen (ille: da zwischen Properz und Tibull noch Gallus genannt ist, also Tibull von Properz aus weiter entfernt ist als Gallus).
54 ab: hier: `unmittelbar nach'.
56 Thalia: Vgl. V. 39!
57 iuvenalis < iuvenis: `aus der Jugendzeit stammend' (Abb. 10).
60 Corinna: Pseudonym der Geliebten, die Ovid zur Hauptperson der Amores macht. Ob sich dahinter eine reale Person verbirgt, war schon in der Antike Gegenstand der Neugierde und ist bis heute nicht geklärt. Der Name Corinna weist auf die nach Sappho (zu V. 50) bekanteste Dichterin der Antike, Ovid attestiert seiner puella also literarische Bildung.
63 quaedam placitura cremavi: Wie aus trist. 1,7 hervorgeht, ist damit Ovids Hauptwerk, die Metamorphosen, gemeint, von denen aber schon zuvor in Rom private Kopien zirkulierten, so daß es erhalten blieb.

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