3.2. Was Ovid in seiner Autobiographie verschweigt


3.2.1. Eigene Dichtungen (bis auf die Medea alle in elegischen Distichen)

Ars amatoria (`Liebeskunst'): Lehrgedicht in drei Büchern. In 1 und 2 erfahren Männer, wo Mädchen zu finden sind, wie man sie erobert und wie die Liebe Dauer erhält. Buch 3 - angeblich auf das ungestüme Drängen der Frauen hin verfaßt - überträgt die Ratschläge auf die Bedürfniße der Leserinnen, besonders also darauf, wie man Männer in sich verliebt macht. In den folgenden Remedia amoris (`Heilmittel gegen die Liebe', ein Buch) zeigt Ovid, wie man sich aus zu heftiger Liebe wieder befreit und so die Zeit und Energie zu neuen Liebesabenteuern gewinnt. In den gleichen Stoffkreis gehört das (nur fragmentarisch erhaltene) elegische Lehrgedicht De medicamine faciei femineae (`Weibliche Kosmetik'). (alle vor 2 n. Chr. entstanden)

Heroides ("Briefe von Frauen der Sage"): 15 Einzelbriefe und drei Briefpaare, in denen bekannte Liebesbeziehungen aus Sicht der Frauen erzählt werden, die ihren entfernten Geliebten brieflich ihre Gefühle mitteilen.

Fasti ("Der römisches Jahreslauf und seine Feste"): Lehrgedicht über die wichtigsten Feste des römischen Jahres und deren Entstehung, die meist in sagenhafter Zeit ruht (tempora cum causis). Das Werk (entstanden vor 8 n. Chr., in der Zeit der Verbannung überarbeitet) bildet eine der wichtigsten Quellen für die römische Religionsgeschichte, auch wenn nur die ersten sechs Bücher (Januar bis Juni) vollendet sind.

Medea: Tragödie, mit Ausnahme von wenigen Zitaten bei späteren Autoren nicht erhalten, galt in der Antike als eines der besten römischen Dramen und bei einigen auch als Ovids bestes Werk.

Tristia ("traurige Gedichte"): Sammlung von Elegien in fünf Büchern, in denen Ovid von Tomis aus seinen Weg in die Verbannung und sein Leben in der Verbannung schildert, immer verbunden mit der Hoffnung, doch noch zurückgerufen zu werden (Entstehungszeit: 9 - 13 n. Chr.).

Epistulae ex Ponto ("Briefe vom Schwarzen Meer"): Fortsetzung der Tristia in vier Büchern mit dem Unterschied, daß Ovid sich diesmal an namentlich genannte Freunde und Gönner in Rom wendet, die ihm bei Augustus und (nach dessen Tod 14 n. Chr.) bei seinem Nachfolger Tiberius die Begnadigung erwirken sollen. Die Briefe enden 17 n Chr., so daß Ovid kurz darauf gestorben sein wird.

Ibis: Invektive (literarischer Angriff voll persönlicher Beleidigungen) aus der Verbannung gegen einen namentlich nicht genannten Feind in Rom, den er (nach dem Vorbild des hellenistischen Dichters Kallimachos) mit dem ägyptischen Ibis-Vogel gleichsetzt.

Phaenomena: nur fragmentarisch erhaltenes astronomisches Lehrgedicht.

Halieutica: als Fragment überliefertes Lehrgedicht vom Fischfang, dessen Echtheit aber umstritten ist.


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