Aus dem Baedeker: Unteritalien von 1911 (S. 213f.)

172 km Sulmona, Knotenpunkt der Linie nach Aquila (R. 12).

Der BAHNHOF (gutes Büffet) liegt 20 Min. n.w. vor der Stadt: elektr. Straßenbahn 20 c. (Gepäck 10 c.); Wagenplatz 25 c., nachts 40 c., Einsp. 1 fr. - GASTH. (vgl. S. XX): ITALIA, im Innern der Stadt, Z. 2 fr., gelobt, MONZÙ, am Eingang der Stadt, mit Aussicht, Z. 1 1/2 fr., beide mit besuchter Trattoria; VITTORIA, an der Hauptstraße, einfach. - Der gekochte starke Wein ("vino cotto") von Sulmona hat Ruf.

Sulmona (403m) mit 13 372 Einwohnern, die alte Paelignerstadt Sulmo, Geburtsort Ovids (43 vor - 17 nach Chr.), der sehr an seiner "kühlen wasserreichen Heimat" hing und in Volksliedern noch als Zauberer vorkommt, ist sehr schön gelegen, nach zwei Seiten von kahlen Gebirgen überragt, und hat, obwohl das Erdbeben von 1706 vielen Schaden getan, manche architektonisch bemerkenswerte ältere Gebäude.
Vom Bahnhof ausgehend trifft man zunächst l., am Giardino pubblico, die Kathedrale S. Panfilo, mehrfach erneut, mit roman. (Krypta) und got. (Portal) Resten, 1908 von Tedeschi neu ausgemalt (Verzicht Cölestins V., S. 205). Dann r., Via Ercole Ciofani Nr. 67, Ecke Via Corfinio, der Palazzo Tabassi mit schönem Fenster (am Portal die Inschrift: Mastro Petri da Como fece questa porta 1448). Das ehem. Kloster S. Chiara in Via Corfinio beherbergt das unbedeutende Museo Peligno, wo u.a. ein h. Benedikt von Raph. Manegs (aus S. Spirito, S. 214). In der Hauptstadt, dem Corso Ovidio, weiter r. Kirche und Palast S. Maria Annunziata, jetzt Hospital, mit schöner Vereinigung von gotischen und Renaissance-Formen, 1415 begonnen und wahrscheinlich von einem lombardischen Schüler Bramante's fortgeführt. Gleich darauf r. das Gymnasium, in dessen Hof eine Statue Ovids steht (XV. Jahrh.; früher auf der daneben liegenden Basis an einer Palastfassade). Weiter im Corso Ovidio und r. in die Via Panfilo Mazara nach S. Francesco della Scarpa, in eine ältere Kirche hineingebaut; ein roman. Portal von der letzteren, am Ende des Corso Ovidio r., dient als Eingang zu den Fleischbänken. Hier auch r. in dem ehem. Klosterhof die Post. L. gegenüber dem eben gen. Portal ein Aquädukt von 1256 und ein hübscher Renaissancebrunnen von 1474. Auf der etwas tiefer liegenden Piazza Garibaldi findet Mi. und besonders Sa. Markt statt, bei dem man noch Volkstrachten sieht. Weiter im Corso Ovidio und r. zum Largo del Plebiscito, mit der gotischen Kirche S. Maria della Tomba, die an Stelle eines Jupitertempels (?) gegründet und 1619 im Innern modernisiert ist.

Etwa 4 km n. von Sulmona (vor dem Stadttor von der Bahnhofstraße r. ab auf die breite nach N. umbiegende Landstraße, dann den vierten, vom Telegraph begleiteten Fahrweg r.) liegt die ehem. Badia di S. Spirito (363 m.), 1259-85 erstmalig erbaut, jetzt Gefängnis; in der unzugänglichen Kirche ein Grabmal von Walter von Alemannia (1412) und Freskenreste. 3/4 Std. weiter (vor der Badia r., dann l.) am Bergabhang unbedeutende Reste antiker Unterbauten, die sogenannte Villa di Ovidio. Westl. von hier liegt malerisch an dem steilen Felsen des Morrone (2060) die Einsiedelei Cölestins V. (1370 m.; vgl. S. 205).