Hans Ruppert: Goethes Bibliothek. Katalog. Weimar 1958 (Goethes Sammlungen zur Kunst, Literatur und Naturwissenschaft), 200:

1410
Publii Ovidii Nasonis Operum t.-1. Petrus Burmannus ad fidem veterum exemplarium castigavit. Amstaelodami: apud R&G Westenios 1713. 28 Bl. 302 S.; 340 S., 9 Bl.; 369 S., 2 Titelkupfer, 8o (12o) 3 Schweinsldr.

1411
Publii Ovidii Nasonis Opera ad optimas editiones collata. Praemittitur ab Aldo Pio Manutio collecta cum notitia literaria. Studiis Societatis Bipontinae. Ed. accurata. [Nur] Vol. (1.) 3. Biponit 1783: Tpoygr. Societatis. LXXVI, 397 S.; 469 S.  8o 2 Hfranz.

1412
Erotische Gedichte des Ovid. Metr. übers. v. [Johann Isaak von] Gerning. Frankfurt am Main: Hermannische Buchh. 1815. XX S., 2 Bl., 199 S.  8o Kart.

1413
Le metamorfosi di Ovidio, trad. in versi italiani da Clemente Bondi. T. 1.2. Parma 1806: co'tipi Bodoniani. XIV  S., 1 Bl. 399 S., 1 Bl; 341 S., 1 Bl.  8o 2 Perg. mit Goldpr.

1414
P Ovidii Nasonis De Ponto libri IV. Ex postrema Jacobi Micylli recognitione, et recensione nova Gregorii Bersmanni cum ... sotationibus. Lipsiae: sumt. G. Grosii 1627. 188 S. 1 Bl.  8o


Johann Wolfgang Goethe: Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit. Zweiter Teil, neuntes Buch:

Das Herz wird ferner öfters zum Vorteil verschiedener besonders geselliger und feiner Tugenden gerühret und die zarteren Empfindungen werden in ihm erregt und entwickelt werden; besonders werden sich viele Züge eindrücken, welche dem jungen Leser eine Einsicht in den verborgenem Winkel des menschlichen Herzens und seiner Leidenschaften geben; eine Kenntnis, die mehr als alles Latein und Griechisch wert ist, und von welcher Ovid ein gar vortrefflicher Meister war. Aber dies ist es noch nicht, warum man eigentlich der Jugend die alten Dichter, und also auch den Ovid, in die Hände giebet. Wir haben von dem gütigen Schöpfer eine Menge Seelenkräfte, welchen man ihre gehörige Kultur und zwar in den ersten Jahren gleich zu geben nicht verabsäumen muß, und die man doch weder mit Logik, noch Metaphysik, Latein oder Griechischem kultivieren kann; wir haben eine Einbildungskraft, der wir, wofern sie sich nicht der ersten besten Vorstellungen selbst bemächtigen soll, die schicklichsten und schönsten Bilder vorlegen und dadurch das Gemüt gewöhnen und üben müssen, das Schöne überall und in der Natur selbst, unter seinen bestimmten wahren und auch in den feinem Zügen zu erkennen und zu lieben; wir haben eine Menge Begriffe und allgemeine Kenntnisse nötig, sowohl für die Wissenschaften als für das tägliche Leben, die sich in keinem Kompendio erlernen lassen; unsre Empfindungen, Neigungen, Leidenschaften sollen mit Vorteil entwickelt und gereiniget werden.


Zweiter Teil, zehntes Buch:

Ehe ich nun von jenem für mich so bedeutenden und folgereichen Verhältnisse zu Herdern den Blick hinwegwende, finde ich noch einiges nachzubringen. Es war nichts natürlicher, als daß ich nach und nach in Mitteilung dessen, was bisher zu meiner Bildung beigetragen, besonders aber solcher Dinge, die mich noch in dem Augenblicke ernstlich beschäftigten, gegen Herdern immer karger und karger ward. Er hatte mir den Spaß an so manchem, was ich früher geliebt, verdorben und mich besonders wegen der Freude, die ich an Ovids Metamorphosen gehabt, aufs strengste getadelt. Ich mochte meinen Liebling in Schutz nehmen wie ich wollte, ich mochte sagen, daß für eine jugendliche Phantasie nichts erfreulicher sein könne, als in jenen heitern und herrlichen Gegenden mit Göttern und Halbgöttern zu verweilen und ein Zeuge ihres Tuns und ihrer Leidenschaften zu sein; ich mochte jenes oben erwähnte Gutachten eines ernsthaften Mannes umständlich beibringen und solches durch meine eigne Erfahrung bekräftigen: das alles sollte nicht gelten, es sollte sich keine eigentliche unmittelbare Wahrheit in diesen Gedichten finden; hier sei weder Griechenland noch Italien, weder eine Urwelt noch eine gebildete) alles vielmehr sei Nachahmung des schon Dagewesenen und eine manitierte Darstellung, wie sie sich nur von einem Überkultivierten erwarten lasse. Und wenn ich denn zuletzt behaupten wollte: was ein vorzügliches Individuum hervorbringe, sei doch auch Natur, uner allen Völkern, frühern und spätern, sei doch immer nur der Dichter Dichter gewesen, so wurde mir dies nun gar nicht gut gehalten, und ich mußte manches deswegen ausstehen, ja Ovid war mir beinah dadurch verleidet; denn es ist keine Neigung, keine Gewohnheit so daß sie die reden vorzüglicher Menschen, in die man Vertrauen auf die Länge sich erhalten könnte, bleibt hängen, und wenn man nicht unbedingt lieben es mit der Liebe schon mißlich aus.