4. Ovids Rehabilitierung nach zwei Jahrtausenden:

Den vollständigen Artikel erhalten Sie, wenn Sie die Schlagzeile anklicken (Vorsicht: sehr große Datei!)

Die Zusammensetzung des Gerichts
Plädoyer eines Geschworenen
Das "Urteil"


Deutschsprachige Zusammenfassung (Lascu 1973, 30f.):
"Erst am 10. Dezember 1967, zehn Jahre nach der Zweitausendjahrfeier seiner Geburt, wurde Ovid sein posthumes Recht zuteil. In Sulmona spielten sich die Verhandlungen des Prozesses ab, der von rechtswegen im Jahre 8 u. Z. hätte stattfinden müssen. Seine Landsleute, Sulmonenser, wollten wissen, ob er tatsächlich seine Strafe verdient hat oder ob er unschuldig war.
Das Gericht bestand aus angesehenen italienischen Fachleuten aus dem Gebiet des Studiums Ovids und einem Nachkommen der alten Geto-Daker in dem Verfasser dieser Seiten, und es unterzog die hauptsächlichen im Laufe der Zeit aufgestellten Hypothesen über die Gründe der Verbannung einer gründlichen Prüfung und analysierte im Lichte der konkreten historischen Bedingungen, unter denen das kaiserliche Verschickungsedikt erlassen wurde.
Aus den öffentlichen Verhandlungen, die im Saal des städtischen Theaters stattfanden, ist hervorgegangen, daß Augustus in den letzten Jahren seiner Herrschaft unter der Last seiner Jahre und bitterer Enttäuschungen immer strenger und unnachgiebiger geworden war. Andererseits ist Ovid gezwungen worden, die Gründe seiner Verurteilung zu verheimlichen, er sollte das ihm auferlegte Schweigen niemals brechen und der Nachwelt die schwere Aufgabe hinterlassen, diejenige Wahrheit zu erfahren, die er um jeden Preis ersticken wollte und über die er den undurchdringlichen Schleier von Vorbehalten, Anspielungen und Andeutungen breitete, damit sie zusammen mit ihm erlösche.
Die Mitglieder des Gerichts erachteten die schwere Strafe, die der Kaiser über Ovid verhängt hatte, als völlig ungerecht. Ihr Urteil bedeutet symbolisch eine Rehabilitierung des Dichters vor der Geschichte.
Selbstverständlich konnte diese, 1959 Jahre nach dem Datum des kaiserlichen Edikts getroffene Gerichtsentscheidung die Leiden aller Art, die Ovid in seiner Verbannung in Tomis erdulden mußte, nicht mehr auslöschen. Sie verleiht aber dem Dichter die Aureole des Opfers eines despotischen Regimes und läßt sein Bild noch strahlender erscheinen. Dies war denn auch der Sinn der Prozession aller Teilnehmer vom Theatersaal bis zum Denkmal Ovids auf dem Hauptplatz der Stadt, sowie des Lorbeerkranzes mit zwei Schleifen in den rumänischen und italienischen Nationalfarben, der zu seinen Füßen niedergelegt wurde."


zurück zum Inhaltsverzeichnis