5.3.4. Ovid in der literarischen Öffentlichkeit seiner Zeit (41-64)

Dieser Teil, obschon von großem literarhistorischem Gewicht, muß im Unterricht mit Paraphrase bzw. Übersetzungslektüre schnell übergangen werden, da die augusteischen Dichter Schülern der 10. Klasse völlig fremd sind und auch durch Ovids Beschreibung nicht mehr Leben erhalten.
Das einleitende Distichon, mit dem Ovid den vates göttlichen Rang zubilligt[1], knüpft[2] sowohl an caelestia sacra (19) als auch an am. 3,9,17f. (at sacri vates et divum cura vocamur,/ sunt etiam qui nos numen habere putent) an und führt so die frühere Hochschätzung fort. Es folgt der Katalog der Dichter[3], die Ovid bewundert hat. Hier ist als literaturgeschichtliches Faktum der Begriff "Lyrik" zu erläutern (als Ableitung von lyra), zudem ein kurzer Blick auf *Vergil (Abb. 9) zu werfen, der sonst in L2 bis zur Kollegstufe (wo oft Latein abgewählt wird) nie im Unterricht[4] erscheint.
Vers 53f. bietet den bis heutig gültigen Kanon der Elegiker, der erst in der Spätantike Zuwachs erfuhr: So sehr hatte Ovid offenbar als vierter Vertreter dieser Gattung die Möglichkeiten in alle Richtungen ausgeschöpft[5].
In 55-64 spricht Ovid von seinem eigenen Werk: Schon in der Jugend[6], also auf dem Weg in die Politik, fanden öffentliche Rezitationen seiner Gedichte[7] statt. Das Pseudonym der Geliebten *Corinna umschreibt die Amores[8], die seinen Ruhm begründeten. Damit bekräftigt er indirekt seine Behauptung, er sei als tenerorum lusor amorum (1) bekannt. Schließlich sucht er den schon in der Antike verbreiteten Vorwürfen, er sei zu sehr in das eigene ingenium[9] verliebt, dadurch zu begegnen, daß er betont, er selbst habe nur veröffentlicht, was er für qualitätvoll hielt. Am Ende - im zentralen Distichon der gesamten Elegie! - scheint erstmals die Verbannung auf (cum fugerem), indem er auf die Verbrennung der fast vollendeten Metamorphosen (trist. 1,7) anspielt.
Ist genügend Zeit vorhanden, läßt sich das Ergebnis durch das Tafelbild 5 der Anlage darstellen. Der Eintrag in die Arbeitsblätter genügt aber völlig.


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