Getränke

Untrennbar - heute wie im alten Rom - sind mit den Speisen die Getränke verbunden. Dabei spielten Wasser und Wein die entscheidende Rolle im Alltag der Römer.

Wasser

Wasser war im alten Rom, nachdem ab 305 v. Chr. der Aufbau eines Aquäduktnetzes begonnen worden war, reichlich vorhanden. Zum Essen trank man es je nach Belieben warm oder kalt. Dabei hatten entsprechend wohlhabende Römer die Möglichkeit, ihr Wasser mit Schnee (Petr. 31,3) oder sogar mit echtem Eis kühlen zu lassen, was angesichts der hohen Temperaturen, die Rom im Sommer haben kann, erstaunlich ist. Doch eine genauere Betrachtung der antiken Kühltechnik zeigt, daß man sich auf ein einfaches, aber sehr wirkungsvolles Prinzip stützte.

Man legte einfach große Schneekeller an, die man so gut es ging mit Gras, Stroh und Baumzweigen isolierte. Dort wurden große Mengen an zusammengepreßtem Schnee eingelagert, der sich durch den hohen Druck in Eis umwandelte. Der Schnee für Rom wurde von eigens darauf spezialisierten Unternehmern herbeigebracht. Wie man den Schnee während des Transports kühlte, ist nicht überliefert.

Alkoholische Getränke

Doch der Genuß von reinem Wasser fällt als Getränk bei einer cena - vor allem in reichen Kreisen - kaum ins Gewicht, wohl war es aber ein unerläßlicher Bestandteil jedes Mahls, da man es benötigte, um den Wein zu verdünnen.

mulsum

Zu Beginn einer cena jedoch trank man nicht Wein, der mit Wasser verdünnt war, sondern mulsum, einen mit Honig angemachten Wein (Petr. 34,1). Mulsum war leichter und milder als Wein, auf nüchternen Magen bekömmlicher und als Apéritif außerordentlich geschätzt.

Für die Herstellung des mulsum sind zwei unterschiedliche Rezepte überliefert. Columella empfiehlt, den Most direkt in der Kelterwanne mit Honig zu mischen, diese Mischung dann in Flaschen zu gießen und nach dreiwöchiger Fermentation in neue Flaschen umzufüllen. Üblicher war jedoch ein anderes Verfahren, und zwar, Honig in fertigen Wein und nicht in Most zu rühren. Nachdem man Honig, am besten frischen hymettischen erhitzt hatte, sollte guter Wein untergerührt werden, im Idealfall Falerner.

Bezüglich des Mischverhältnisses gibt es verschiedene Angaben: 2/3 Wein auf 1/3 Honig oder ein Sextar Honig auf sechs Sextare gekochten Most überliefert Dioscorides. Für Columellas Methode nahm man 10/11 Most auf 1/11 attischen Honig und 4/5 Wein auf 1/5 Honig für die übliche Mischung mit Wein. Um mulsum, das übrigens im juristischen Sinne nicht als Wein galt, möglichst haltbar zu machen, benötigte die Zubereitung fünfzig Tage. Auch der gesundheitliche Aspekt war beim Genuß von mulsum entscheidend: man erhoffte sich von ihm Wirksamkeit gegen Heiserkeit und gegen Gelbsucht. Romilius Pollio gibt Augustus auf die Frage, wie es ihm gelungen sei, über hundert Jahre alt zu werden, sogar folgende Antwort: "Durch mulsum für das Innere und Öl für das Äußere."".

Wein

Wein, der - anders als das mulsum - zu jeder Mahlzeit, seltener zum Frühstück, vor allem aber zur Hauptmahlzeit, getrunken wurde, galt als Grundnahrungsmittel. Entsprechend hoch lag natürlich auch der Konsum, den man auf eine tägliche Menge von 0,8 bis 1 l pro männlichem und 0,5 l pro weiblichem Bewohner Roms der Kaiserzeit schätzt. Auf dieses Grundnahrungsmittel hatten auch Sklaven einen Anspruch. So ist Trimalchios Anweisung durchaus nicht ungewöhnlich, wenn er "... befiehlt, einen mächtigen Pott zu mischen und volle Becher an die Sklaven zu verteilen..." (Petr. 64,11).

In der Cena Trimalchionis allerdings scheint der Wein auf den ersten Blick nicht sehr häufig erwähnt zu sein. Doch bei näherer Betrachtung läßt sich erkennen, daß sehr viele - teils hintergründige, teils direkte - Hinweise auf die Trinkkultur zu finden sind.

Falernerwein

Der erste Anhaltspunkt ist die Erwähnung des Falernerweins, den Trimalchios Masseure in dessen Beisein zechen (Petr. 28,2). Falerner ist die Bezeichnung für Wein aus einem Anbaugebiet im Norden Kampaniens. Es war in drei Lagen unterteilt: der Cauciner wurde oben auf den Hügeln, der Faustitianer an den Hängen und der Falerner im engeren Sinn am Fuße der Hügel angebaut. Dieser Wein nahm im ersten vor- und nachchristlichen Jahrhundert die Spitzenstellung unter den römischen Weinen ein.

Als Inbegriff höchster Qualität wiesen die Weinsorten des ager Falernus unterschiedliche Geschmacksrichtungen auf, neben dem süßen Falerner kennt Plinius auch einen herben und einen halbtrockenen leichten. Die optimale Reife hatte Falernerwein im Alter von 15 Jahren, häufig betrug die Lagerungsdauer jedoch eine erheblich längere Zeitspanne.

Natürlich wird ein Wein des ager Falernus in der Cena Trimalchionis serviert: "Auf der Stelle wurden sorgfältig vergipste Glaskrüge hereingebracht, an deren Hälsen Etiketten mit folgendem Text angeklebt waren: "Falerner, anno Opimius, hundertjährig."" (Petr. 34,6).

Bis auf die Tafel- und Landweine, die wegen ihrer geringen Haltbarkeit innerhalb eines Jahres konsumiert werden mußten, waren alle römischen Weine zwangsläufig Jahrgangsweine, denn die Amphoren oder Lagerungskrüge trugen in der Regel ein Etikett, auf dem vermerkt war, in wessen Konsulatsjahr dieser Wein gekeltert wurde. Der berühmteste und geradezu legendäre Jahrgangswein war der von 121 v. Chr., als L. Opimius einer der beiden Konsuln war.

Etiketten

Nicht immer war aber die Echtheit des Jahrgangsweines sichergestellt. Da der Jahrgang bis zur Herausbildung renommierter Anbaugebiete die einzige Möglichkeit bot, Weine zu unterscheiden, mußten die Amphoren entsprechend beschriftet werden. Derartige Etiketten waren entweder auf den Bauch oder den Hals der Amphoren mit Tinte, Mennige oder weißer Farbe geschrieben bzw., wie bei Trimalchio der Fall, als Täfelchen gestaltet, die bei gläsernen Weinkrügen am Hals der Gefäße hingen. Die zwei wichtigsten Etikettenangaben, mit denen sich auch Petron in der Cena Trimalchionis begnügt, waren das Alter und die Sorte. Manchmal wurden sogar Lagerangaben oder das Datum des Abstichs angegeben, die Farbe nur dann, wenn ein Anbaugebiet sowohl weißen als auch roten Wein hervorbrachte. Gelegentlich fanden sich auch Qualitätsattribute wie bonum oder excellens auf den Täfelchen.

Wenn man das Etikett des von Trimalchio stolz präsentierten Falerners etwas genauer betrachtet, stößt man auf einen Etikettenschwindel. Das Gastmahl des Trimalchio fand in neronischer Zeit statt, also rund 180 Jahre nach Konsul Opimius aus dem Jahr 121 v. Chr. Das widerlegt die Angabe auf der Amphore, er sei hundert Jahre alt; ob ein Wein diesen Alters noch geschmeckt hätte, bleibt ohnehin fraglich. Doch Manipulationen an den Etiketten waren gang und gäbe, einerseits aus Angeberei der Gastgeber, und zum anderen, weil sich Winzer und Händler durch künstlich älter gemachte Weine bereichern wollten.

Amphoren

Verschlossen waren die Weinamphoren, die höhere Qualität und Haltbarkeit garantierten als einfache Holzfässer, mit einem Tonpfropfen, der dann noch mit Gips oder Pech überzogen wurde. Damit erreichte man einen weitgehenden Luftabschluß. Trimalchio, der sein Vermögen dem Weinhandel verdankt, wirkt aber überängstlich, daß dieser Verschluß trotzdem undicht sein könnte, wie sich in der Darstellung seines eigenen Grabmals erkennen läßt (Petr. 71,11).

Der Wein wurde meist nach der Gärung aus bauchigen Tonfässern in Amphoren umgefüllt, die häufig ebenfalls aus Ton bestanden; daneben gab es auch metallene und - sehr selten - solche aus Onyx oder aus Glas (Petr. 34,6). Während eines Gastmahles standen sie in einem Gestell, sofern ihr Inhalt nicht in kleinere Krüge umgegossen wurde.

Preis

Auch preislich war der Falerner etwas Besonderes. Im ersten Jahrhundert nach Christus kostete ein halber Liter einen Sesterz, also mehr als das Vierfache eines Landweines oder ein Viertel des Tageslohnes eines Arbeiters.

Mischung

Wie bei jedem anderen Wein war es auch bei diesem üblich, ihn vor dem Trinken zu verdünnen. Dazu gab es zwei Möglichkeiten. Man mischte ihn mit einem süßeren Wein, z.B. einem Chier, um die Bitterkeit eines älteren Jahrganges zu mildern, oder mit Wasser. Gründe für das Mischen des Weines mit Wasser findet man ebenso viele wie verschiedene. Der relativ hohe Alkoholgehalt sowie die Dickflüssigkeit gerade älterer Spitzenweine gaben dafür Anlaß, daneben aber auch die Tatsache, daß Wein als Grundnahrungsmittel bisweilen schon zum Frühstück getrunken wurde. Außerdem existierte die Überlegung, daß man von verdünntem Wein erheblich mehr trinken und seine berauschende Wirkung länger genießen könne.

Während man es im Sommer vorzog, gekühlten Wein zu trinken, war es im Winter eher üblich, dem Wein warmes Wasser beizumischen. Bei Gelagen konnten die Gäste selbst wählen, Sklaven boten kaltes und warmes Wasser an: "... vinum et caldam poposcit." (Petr. 65,8). In der Cena Trimalchionis erwähnt ein Gast die Wunderwirkung eines warmen Weines gegen die Kälte: "... calda potio vestiarius est." (Petr. 41,11).

Die Mischung fand im Becher des einzelnen statt, bei Trinkgelagen auch häufiger in einem Mischkrug, in den man zuerst den Wein und dann das Wasser goß. Ein siebartiger Trichter auf dem Mischkrug ermöglichte es, den häufig sehr trüben Wein vom Bodensatz zu trennen und ihn durch Filtration (Petr. 73,5) milder zu machen. Aus dem Mischkrug wurde der Wein mit einem Schöpflöffel, der einen cyathus faßte, in die Trinkgefäße gegossen.

Obwohl das Mischen der Normalfall war, fehlen eindeutige Angaben über gängige Mischverhältnisse bei den Römern fast gänzlich. Nach griechischen Angaben gab es ausgeprägte Variationen. Zwei Teile Wein auf fünf Teile Wasser galten als starker Trunk, 1:2, 1:3 und 1:4 waren nicht ungewöhnlich - stets also mehr Wasser als Wein. Die Römer dürften ähnliche Mischverhältnisse bevorzugt haben. Martial spricht an einer Stelle von 1:1, da es sich aber um eine ausgelassene Feier des Saturnalienfests handelte und man sich vom Wein eine Art Inspirationsschub erhoffte, muß man davon ausgehen, daß es ein außergewöhnliches Mischverhältnis darstellt, vermutlich die Obergrenze des Weinanteils. Die Mischung allerdings wurde von einer Reihe variabler Bedingungen bestimmt: Neben Stärke und Alkoholgehalt des Weines waren auch die Trinkgründe ausschlaggebend. Wer seinen Durst löschen wollte, trank seinen Wein mit viel Wasser, wer seine Sorgen vergessen wollte, fügte weniger hinzu.

Panscherei

Auch ein weiteres Phänomen des römischen Alltagslebens findet in der Cena Trimalchionis Erwähnung: "Dama ... pataracina poposcisset, ..." (Petr. 41,10). Da die Panscherei so alt ist wie der Weinbau selbst, entwickelte sie sich im Laufe der Jahre zu einem wahren Handwerk, die besten Methoden wurden von Fachautoren propagiert.

So fügte man dem Wein Aschenlauge, Salz, zerstoßenen Marmor, Schwefel oder Harz, außerdem noch Pech als geschmackssteigernde Zusätze zu oder um ihm die Herbheit zu nehmen. Fichtennadeln, Kamille, Safran, Oregano, Myrrhe, Zimtrinde, Narde und Terpentin benutzte man zur Manipulation des Geruchs, als Farbzusätze Tönungsmittel wie zum Beispiel Aloe. Auch bei Apicius findet sich eine Panschempfehlung: "Vinum ex atro candidum facies" - Wie man aus Rotwein Weißwein macht. "Gib Bohnenmehl oder drei Eiweiß in die Flasche und schüttle die Mischung sehr lange. Am folgenden Morgen wird der Wein weiß sein. Asche von weißem Rebenholz hat dieselbe Wirkung." (Apic. 1,6). Bei all diesen Weinzusätzen ist Damas Forderung nur zu verständlich, ebenso wie die häufigen Klagen über Kopfschmerzen nach einer auch mit wenig Alkohol durchzechten Nacht.

Zu einem einzigen Anlaß verwendete man Wein, der weder gepanscht noch verdünnt war: das Weinopfer verlangte vinum merum.

Das Trinkgelage

Ursprünglich wurde während einer cena nur zum Nachtisch Wein getrunken, spätestens seit Beginn der Kaiserzeit aber geschah dies das ganze Mahl hindurch. Trotzdem schloß sich an eine ausgedehnte cena meist noch ein Trinkgelage, eine comissatio, an.

Der Übergang vom Essen zum Gelage ist in der Cena Trimalchionis nicht so klar abgegrenzt, wie es allgemein üblich war. Spätestens ab Kapitel 65 hat die cena aber eindeutige Kennzeichen eines Gelages, also noch bevor das Mahl beendet ist.

Ein Kennzeichen dafür ist, daß Habinnas "... iam ebrius ..." (Petr. 65,7) in Trimalchios Haus eintritt und eine fröhliche Runde zum Weitertrinken sucht. Auch seine Frau macht ebenso wie Trimalchios Gattin nicht eben einen nüchternen Eindruck: "... interim mulieres sauciae inter se riserunt ebriaque iunxerunt oscula,..." (Petr. 67,11).

Teilnehmer

Zwar nahmen Frauen in der Kaiserzeit, nachdem man ihnen das Liegen bei Tisch und die Teilnahme an einer cena gestattet hatte, auch öfter an Gelagen teil, anfangs - und in den meisten Fällen auch später - waren sie jedoch nicht zugegen. Die Möglichkeit, daß sie bei einer comissatio dabei sein konnten, hatte sich erst ergeben, als gegen Ende der Republik das für Frauen geltende Weinverbot formell aufgehoben worden war. Wie konsequent sie sich an das Weinverbot gehalten hatten, läßt sich heute nicht mehr sagen. Aber der Rauschzustand der beiden Ehefrauen in der Cena Trimalchionis zeigt, daß die Frauen zumindest in der Kaiserzeit nicht immer maßvolle Weinkonsumentinnen waren.

Trinksitten

Doch ist es nicht das einzige Kennzeichen eines Trinkgelages, daß es häufig mit dem Rausch fast aller Teilnehmer endete. Keine comissatio fand ohne einen rex bibendi statt.

Trinkkönig

Der Zuständigkeitsbereich des Trinkkönigs, der entweder durch Akklamation oder durch Würfeln aus der Runde der Anwesenden bestimmt wurde, erstreckte sich neben der Festlegung des Mischverhältnisses und der für jeden Teilnehmer verbindlich vorgeschriebenen Anzahl der Trinkeinheiten auch noch auf die Unterhaltung des Abends. Er mußte bestimmen, wer aus den eigenen Reihen die Gesellschaft durch Vorträge oder Rätsel zu unterhalten hatte. Mancher rex bibendi kaprizierte sich dabei auf verrückte Einfälle, die angesichts der Situation auch über die Grenzen des guten Geschmacks hinausgingen und die Stimmung aufheizen sollten.

Obwohl nicht ausdrücklich gewählt und nicht extra erwähnt, liegt es angesichts dieser Definition nahe, in Trimalchio selbst den Trinkkönig zu vermuten. Er fordert seine Tischgenossen auf, zu erzählen (z.B. Petr. 64,2) und sorgt für künstlerische Einlagen (Petr. 68,4).

Als Untermahlung eines Gelages dienten häufig musikalische Darbietungen, sei es Gesang, Flöten- oder Lyraspiel (Petr. 69,5).

Tanz

Nicht immer, aber doch äußerst häufig, gehörte neben Musik auch der Tanz zum Gelage. In der Oberschicht herrschten Zweifel vor, ob der Tanz mit der Würde vornehmer Römer vereinbar sei. Die einfacheren Leute jedoch - wozu die Freigelassenen zweifelsohne gehörten - machten sich weniger Gedanken über die Schicklichkeit des Tanzes. Daß schon während der cena getanzt wurde, war hingegen unüblich. Trotzdem kann Trimalchio seine ".saltationis libido" (Petr. 53,1) nicht bezwingen.

Bedienung

Bei Gelagen war es üblich, sich von einem oder mehreren Mundschenken bedienen zu lassen. Diese Servierdiener sollten jung und schön anzusehen sein: wohlgestaltet und lockig, bartlos und möglichst ohne Körperbehaarung - also sehr mädchenhaft. Deshalb wurden für diese Aufgabe häufig Knaben ägyptischer Herkunft verwendet (Petr. 68,3), deren Wert oft viele tausend Sesterzen betrug. Zu ihren Pflichten gehörte es, den Wein mit dem Wasser zu mischen, beides zu den Gästen zu bringen und natürlich einzuschenken.

Trinksprüche

Das Zutrinken war häufig durch das Ausbringen von Trinksprüchen begleitet. Trinksprüche selbst sind bei Petron nicht zu finden, einzig die Floskel "tangomenas [facere]" (Petr. 34,7; 73,6), also die Aufforderung zum Anstoßen respektive zum Besäufnis.

Im Zuge des zunehmenden Rausches, der in geselliger Runde beim Gelage nicht als Schande galt - man unterschied sorgfältig zwischen ebrius, einem vorübergehenden Rauschzustand, und ebriosus, einem chronischen Alkoholiker, - kam es natürlich aufgrund der enthemmenden Wirkung des Alkohols bisweilen zum Streit. Seinen Weinbecher als Waffe einzusetzen, lag nahe (Petr. 74,10). Dieses Phänomen, das häufiger, vor allem unter Ehepaaren, auftrat, wurde aber nicht als tätlicher Angriff angesehen, sondern galt oft als leidenschaftlicher Liebesbeweis. Auch wenn Trimalchio nach dem Wurf seine Frau weiter beschimpft, erkennt man im Verlaufe des Buches doch mühelos, wie innig die Liebe zu seiner Gattin ist.

Kränze und Salben

Den Serviersklaven oblag es auch, den Gästen Salben oder Kränze zu überreichen, die dem Gelage einen festlichen Rahmen verliehen (Petr. 65,7; 70,8). Diese von den Griechen übernommene Sitte wurde, nachdem sie im 3. Jh. v. Chr. erstmals in Rom praktiziert wurde, zum festen Bestandteil einer comissatio. Der ursprüngliche Grund für die Verwendung von Kränzen lag in der Ansicht, daß sie gegen Kopfschmerzen und Kater vorbeugend helfen könnten. Neben dieser rein funktionalen Erklärung überwog der ästhetische Gesichtspunkt. Die als Schmuck empfundenen Gebinde waren Ausdruck von Lebensfreude und Wohlgefühl. Die ursprünglich nur aus Laub (Efeu, Eppich und Myrrhe) bestehenden Kränze entwickelten sich binnen kurzer Zeit zu Mischformen, indem man dazu überging, auch Blüten (Veilchen, Lilien, Rosen) mit einzubinden. Standen witterungsbedingt keine frischen Pflanzen zur Verfügung, wußte man sich anders zu helfen. Im Winter fertigte man die Kränze aus gefärbten Hornplättchen oder bunten Tüchern. In der Regel wurden sie um den Kopf gewunden, in selteneren Fällen auch um Hals und Brust. Hier fällt Trimalchio wieder einmal aus der Reihe: er läßt die Kränze sogar um Schienbeine und Knöchel seiner Gäste winden (Petr. 70,8). Das Verwelken eines solchen Kränzchens sah man symbolisch für die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens - und so kommt auch Trimalchio kurz nach dem Überreichen der Kränze auf seinen Tod zu sprechen.

 

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