[1] Zur Entlastung sei auf die Erläuterungen im Arbeitsheft verwiesen.

[2] Der Titel stammt wohl von Gallus (McKeown 1987, 103-107).

[3] Vgl. Verg. ecl. 6,1; georg. 4,565 (Schmidt 1987, 130f. über ludere und otium als Bezeichnungen für die poetische Lebensform).

[4] Luck 1961, 29f.

[5] Die Formulierung ist sehr auffällig: lusor als Bezeichnung für einen Dichter findet sich (anders als ludere) zuvor nur in trist. 3,3,73 (hic ego qui iaceo tenerorum lusor amorum), dem fingierten Grabepigramm (Thes. VII,2, 1867,81sqq.). Das rückt die Stelle eng an Berufsangaben realer Grabinschriften (z.B. CIL VI, 4886 eines Caesaris lusor aus tiberischer Zeit): Ovid scheint für sich einen höheren Grad an Professionalität als die übrigen Kallimacheer zu reklamieren.

[6] Der selbstbewußte Anfang ille ego qui ist eine Reminiszenz des "Vorprooemiums" der Aeneis 1a-d ille ego qui quondam gracili modulatus avena ..., das wohl von Vergil selbst stammt und zu den von den Herausgebern Varius und Tucca getilgten Passagen gehört (Koster 1988, 31-47): Ovid ist der Vergil der Liebeselegie wie in ars 1,205-210 und rem. 395f. (tantum se nobis elegi debere fatentur,/ quantum Vergilio nobile debet opus) (Schmitzer 1990a, 111f.).

[7] Slaby 1972: "Ordne: ut noris (= noveris), qui ego fuerim, ille lusor tenerorum amorum, quem legis, accipe posteritas." Das stellt den Satz völlig auf den Kopf. Solche und ähnliche Verfahren, die sich in Schulausgaben recht häufig finden, müssen beim Schüler den Eindruck erwecken, ein willkürlich angeordnetes Konglomerat vorgesetzt zu bekommen. Dies ist eine weitere Legitimation für den Kursivdruck, der eine derartige Vergewaltigung des Textes vermeidet.

[8] Die noch schwierigere Alternative geht von einer Ellipse von sum in Vers 1 aus: "Ich bin jener, der der tenerorum lusor amorum gewesen ist. Erfahre es, Nachwelt, damit du weißt, von wem du liest." Dies ergibt sich für den römischen Leser beim linearen Durchgehen, erst der Überblick über das gesamte Distichon führt zur im Haupttext angeführten, inhaltlich gewichtigeren Version, auf die man im Unterricht hinsteuern wird.

[9] Diese Gleichsetzung von Dichter und Werk ist damals wie heute (vgl. Anm. ) nicht ungewöhnlich, wie rem. 71f. beweist:

Naso legendus erat tum cum didicistis amare;
idem nunc vobis Naso legendus erit.

[10] Zum Indikativ statt des zu erwartenden Konjunktivs vgl. Kühner-Stegmann 1955, II.2, 542-545.

[11] Nach Benedum 1967, 170, Anm. 1 verwendet Ovid mit posteritas ein viersilbiges Wort gegen seine Gewohnheit im zweiten Teil des Pentameters (noch dazu am betonten Versende), so daß "mit dem Durchbrechen einer Regel ein besonderer Effekt" erzielt wird. posteritas ist in elegischer Dichtung singulär.

[12] Obendrein sind im ersten Distichon alle drei Zeitstufen vertreten: die Vergangenheit Ovids, die gegenwärtige Selbstdarstellung und die Nachwelt als entscheidende Instanz für künftigen Ruhm (das Praesens legis verbindet gegenwärtige und zukünftige Leserschaft): Auch auf diesem Weg weist der Eingang auf die gesamte Elegie voraus.

[13] Vgl. met. 10,252 ars adeo latet arte sua.

[14] Für die Ars amatoria eindringlich gezeigt von Kettemann 1979.

[15] Daß dahinter zusätzlich kallimacheische literarkritische Vorstellungen stehen (Quelle als Inspiration für hochwertige Dichtung im Gegensatz zum Meer bzw. schlammigen Fluß als Bild für das abgelehnte Großepos), ergibt sich aus den Parallelen in der augusteischen Dichtung (vgl. Wimmel 1960, 227-233): Sulmo ist ein für einen Kallimacheer geradezu idealer Geburtsort. Ein ähnliches Verfahren, unauffällig, aber an signifikanter Stelle ein poetologisches Programm zu formulieren, findet sich in Catulls carm. 1 (vgl. Karl 1990, 374ff.).

[16] Der Wasserreichtum ist stehendes Attribut für Sulmo und seine Umgebung in am. 2,1,1. 2,16,2. 3,15,11, in der Exildichtung (Pont. 1,8,42. 4,14,49) sonst nicht mehr, denn Ovid hat am Schwarzen Meer gelidae undae genug. An dieser Stelle ist die Erwähnung Rekapitulation der liebeselegischen Dichtung und besonders durch die Ausrichtung auf den römischen Leser zu erklären.

[17] Eberle 1959, 543. 545. Kessler 1944, 57.

[18] Die lange "Villa d'Ovidio" genannte Ruine bei Sulmona (nahe dem "Fonte d'amore") ist jetzt als Tempel des Hercules Curinus identifiziert (van Wonterghem 1984, 240-253). Dort wurde eine Versinschrift gefunden, auf der ein Verehrer Ovids dessen Werke verzeichnete (Gasperini 1979; Guarducci 1981, 229, Anm. 13: die Zuschreibung an Ovid persönlich läßt sich nicht bestätigen).

[19] Herz 1891, 7.

[20] Kopie in der Anlage, vgl. Willemsen 1990, 75-88.

[21] Kopie der Overheadfolie in der Anlage.

[22] Lascu 1973, 30f. (vollständiges Zitat im Anhang).

[23] Aus systematischen Gründen ist das schon hier angesprochen, der sinnvollste Platz im Unterricht ist wohl am Ende der Besprechung des ersten Teils. Bei der Durchführung des Projekts ergab sich (da einmal durch äußere Umstände keine volle Stunde zur Verfügung stand) folgender Verlauf: Auswertung der Textoberfläche bis heute währendes Ansehen Ovids in Sulmona - als Kontrast Rückkehr zum Text: Ovid denkt an Leser in Rom, nicht in Sulmo (S. ff.).

[24] Inscr. Ital. 13,2, 112f. P.L. Schmidt, Kl. Pauly 5, 1209f., s.v. Verrius 2).

[25] Coarelli 1975, 249.

[26] Ovid verwischt die Differenz zwischen zur Munzipalaristokratie zählenden italischen (z.B. Sall. Cat. 17,4) und stadtrömischen equites (Bleicken 1989, 74).

[27] Prosopographisches bei Syme 1939, 363.

[28] Vgl. als Kontrast Sall. Cat 8,1 sed profecto fortuna in omni re dominatur.

[29] Simon 1990, 59-71 (Kopie der Overheadfolie in der Anlage).

[30] Kienast 1982, 198.

[31] Zum Versuch des Augustus, die equites als Gegengewicht zum Senat für seine Politik zu gewinnen, siehe Kienast 1982, 151-162.

[32] Das Selbstzitat aus am. 3,15,6f. verdeutlicht das: Ovid ersetzt militiae turbine durch Fortunae munere und wahrt die biographische Kontinuität.

[33] Vgl. Mutter 1989, 111-115: üblich ist bis sex bzw. bis senus/-i, dagegen macht Ovid die Zahl zwölf zum Produkt der "epischen Dreizahl" (88-98) und der "Weltzahl vier" (98f.) und gibt dem Zeitraum zwischen den beiden Geburten ein symbolisches Gewicht, das weit über die Erklärung vom Jahr als dem Produkt seiner vier Jahreszeiten hinausgeht (zumal Ovids Geburtstag nicht mit dem römischen Frühlingsanfang zusammenfiel: W. Sontheimer, Kl. Pauly 2, 1301, s.v. Jahreszeiten): Er bettet sein Leben in kosmische Zusammenhänge ein.

[34] Zu libum vgl. fast. 3,731ff. 761f.: Der Geburtstagskuchen ist ein Opfer für den Genius, den Geburtsgott. Vgl. allgemein R. Schilling, RAC 10 (1978), s.v. Genius, 55f.

[35] Simon 1990, 173, vgl. fast. 3,809-876. Am 19. März war Minervas Geburtstag. Ihr Epitheton armifer wird aus der Kopie der Overheadfolie in der Anlage klar.

[36] Hor. epist. 2,2,197f.:

ac potius, puer ut festis quinquatribus olim,
exiguo gratoque fruaris tempore raptim.

[37] Das setzt sich in geringerer Konzentration fort: decem geminaverat (31); tribus - una (34); bisve semelve (58); bis - prima - uno (75f.); novem lustris - altera lustra novem (77f.); deciens (96, vgl. 2).

[38] Sie konnte nur römische Nachwelt sein (met. 15,876-879. Hor. carm. 3,30).

[39] In der 10. Klasse bietet Deutsch mit dem Themenbereich "Politische Lyrik" eine willkommene Anknüpfungsmöglichkeit.

[40] Ein Regensburger Schüler: "Goethe drückt sich als Dichter geblümt aus."

[41] *Augustin. c. Faust. 11: non licet dicere: auctor huius libri non tenuit veritatem, sed aut codex mendosus est aut interpres erravit aut tu non intellegis.

[42] Ovids eque viris quondam pars tribus una fui (34: "ich gehörte einst den Triumvirn an") stellt ebenfalls eine Beziehung zu Augustus her, denn welches Amt er genau bekleidete - in Frage kommen die tresviri monetales oder - eher - capitales (Kraus 1982, 69) -, bleibt (auch für den römischen Leser) unklar.

[43] Für die Frage, was aus den Res gestae divi Augusti schon in der Autobiographie (abgeschlossen 25 v. Chr.) stand und damit Ovid bekannt war, sei auf Blumenthal 1913; 1914 und Fairweather 1987, 193 verwiesen. Da die Res gestae voll von solchen, doch weniger kunstvoll angeordneten Angaben sind, könnte hier ein weiterer Grund für die vielen Zahlen am Beginn liegen.

[44] Ovid verstößt so gegen den Rat des T. Labienus optima civilis belli defensio oblivio est (Sen. controv. 10,3,5) und erinnert an die blutigen, später verschwiegenen Anfänge (Sen. clem. 1,11,1) des nachmaligen Friedensherrschers.

[45] Zur Auffälligkeit der Formulierung vgl. Fredericks 1976, 146.

[46] Diese Beziehung nützt auch Vergil (z.B. Aen. 8,588-591) um die augusteische Dimension seines Werks zu vertiefen (Poeschl 1977, 171f.; Lyne 1989, 85f.).

[47] Zu adesse, was die schützende Anwesenheit bezeichnet, unten Anm. .

[48] Eine weitere Verbindung zu Minerva ergibt Ovids Vergleich des eigenen Schicksals mit dem ihres Schützlings *Odysseus (S. ).

[49] Vgl. die Kopie der Overheadfolie in der Anlage.

[50] T. Hölscher, in: Kaiser Augustus 1988, 386f. (Kopie der Overheadfolie in der Anlage). Die Verbindung von Aurora und Morgenstern (Venus) weist auf die Geburt des Augustus paulo ante solis exortum (*Suet. Aug. 5) hin: Auch das schwingt in Ovids Lucifer mit.

[51] Zanker 1987, 198-204 (Kopie der Overheadfolie in der Anlage).

[52] Groß 1935, 69-96.

[53] Simon 1986a, 142.

[54] Kopie der Overheadfolie in der Anlage.

[55] Thes. II, 613,33-52: für Minerva: am. 2,6,35. met. 14,475. fast. 6,421. trist. 4,10,13, für Mars und (!) Minerva: fast. 3,681.

[56] Die Erwähnung der Spiele an den quinquatrus paßt gut dazu, denn solche fanden auch zur Feier von Augustus' Geburtstag statt (Ville 1981, 109-112).

[57] Simon 1986b, 179f. Vielleicht spielt Ovid auf das eigene Geburtshoroskop an (zur antiken Astrologie jetzt Luck 1990, 383-442): Ein solches Verfahren hätte literaturgeschichtliche Parallelen am Beginn von Senecas Apocolocyntosis, Goethes "Dichtung und Wahrheit" und Robert Musils "Mann ohne Eigenschaften".
Ob er auch die Platzanlage der Sonnenuhr des Augustus im Auge hat, ist nach massiven Angriffen (Schütz 1990) gegen Buchners (1982) Untersuchungen zu ihrem ideologischen Gehalt zweifelhaft. Es sind weitere archäologische Forschungen abzuwarten, ob dort die Äquinoktiallinie wirklich so wichtig war. Dann wäre Ovids zu Augustus symmetrisches Geburtsdatum noch auffälliger.

[58] Da diese Gedankenwelt Schülern notwendig fremd ist, sollte man bei Gelegenheit z.B. das Bildprogramm der Primaportastatue (durch Dias) vorstellen, wo nach E. Simon unzweifelhaft Menschen, Götter- und Sterne in einem unmittelbaren Wirkungsverhältnis zu einander dargestellt sind. Nach eigener Erfahrung stoßen solche (nur scheinbaren) Exkurse (für die sich Stunden zwischen zwei Projekten oder vor Ferien anbieten) auf großes Interesse, so daß für die Lektüre unmittelbarer Gewinn erzielt wird.

[59] Schmitzer 1990a, 308f. (mit Hinweis auf Livius und Vergil).